Ed. Haas

Die Nährmittelfabrik Ed. HAAS

Eduard Haas I war Arzt in St. Martin im oberen Mühlviertel. Eine Reihe seiner Vorfahren waren schon Ärzte oder Militärärzte – sogenannte Feldscher – gewesen. Er entwickelte um 1850 für magenkranke Patienten, die germunverträglich waren, ein Backpulver, das den Kuchen schön flaumig machte. Er starb bei einem medizinischen Selbstversuch.

 

 

 

 

 

 

Sein ältester Sohn, Eduard Haas II, musste sein Medizin-Studium aus finanziellen Gründen abbrechen und wurde Kaufmann. In Untergaumberg 15, in der heutigen Unionstraße, errichtete er eine Gemischtwarenhandlung. Er hatte den dynamischen Geist seines Vaters geerbt, so finanzierte er Wohnbauten in seiner Umgebung und verkaufte, sicher als einer der Ersten, vorgepackte Waren, um seine Kunden rascher bedienen zu können. Leider starb er bereits 1914, noch keine 50 Jahre alt. Er war der eigentliche Gründer des Unternehmens.

 

 

 

 

 

 

 

 

Sein Sohn und seine Witwe, Eduard Haas III und Katharina Haas führten den Betrieb mit großem Erfolg weiter: Backpulver und eine fertige Kuchenmasse – „Hasin“ – wurden in der ganzen k. u. k. Monarchie vertrieben. Kochbücher in den verschiedenen Sprachen der Monarchie unterstützten den Verkauf. Neue Produkte wurden entwickelt: Haas-Vanillezucker, Haas-Pudding, Quittin, die Gelierhilfe u. a. Nach dem 1. Weltkrieg entstanden neue Staaten, Zollschranken gingen hoch. Um die zu überwinden, wurden neue Betriebsstätten errichtet: Reichenberg/Böhmen, damals Tschechoslowakei, Zittau/Sachsen und Pielitz/Polen.

 

 

 

 

 

 

 

 

1927 war die Geburtsstunde der Weltmarke PEZ, PFEFFERMINZ, ein damals vollkommen neues Bonbon, für frischen Atem, als Ersatz für die Raucher: „Rauchen verboten – PEZen erlaubt.“ Angeboten in kleinen Blechdosen. 1939 wurde die PEZ-Produktion wegen  Rohstoffmangel eingestellt und erst 1949 wieder aufgenommen. Die Betriebe in Reichenberg, Zittau und Pielitz gingen hinter dem „Eisernen Vorhang“ verloren.

 

 

 

 

 

 

Die Produktion wurde in Linz, Waldeggstraße und ab 1948 in Traun/St. Martin ausgebaut. Seit 1950 gab es die Bonbons mit Fruchtgeschmack – neue Zielgruppe Kinder. 1948 entwickelte der Wiener Oskar Uxa zusammen mit Eduard Haas III den PEZ-Spender in Form eines Feuerzeuges – 1949 auf der Wiener Messe erstmals vorgestellt. In den 1950ern entstand auch die Werbung von Gerhard Brause, die das Bild von PEZ bis heute prägt: hübsche junge Mädchen, kess angezogen mit PEZ-Bonbons, vor allem das berühmte PEZ-Girl Gerda Jahn.

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch der Eintritt in den auch gegenwärtig sehr wichtigen  USA – Markt erfolgt in den 50ern. Eine große Niederlassung entstand in Orange/Connecticut. Noch eine wichtige Neuerung gab es in diesem Jahrzehnt: den PEZ-Automaten. Er hing einfach überall. Heute ein begehrtes Sammlerobjekt.

1962 begegnete Eduard Haas III Walt Disney. Es kam zu einem im Prinzip noch immer bestehenden Lizenzvertrag. Seither gibt es die PEZ-Spender mit Mickey Mouse, Donald Duck und vielen, vielen anderen Figuren.

PEZ-Spender wurden in Traun, Langholzfeld, Wegscheid von geschickten Frauenhänden für wenig Geld in Heimarbeit montiert. Spender mit handbemalten Gesichtern sind heute rare und kostbare Sammlerobjekte.

 

 

 

 

 

PEZ wird heute in 80 Ländern angeboten, jährlich 5 Milliarden Bonbons verkauft, 70 Millionen Spender.  Die Konzernzentrale befindet sich auch heute noch in St. Martin. Das Unternehmen ist mehrheitlich im Familienbesitz. In Traun/St. Martin  werden vorwiegend Artikel der Marke Haas hergestellt, doch nur mehr wenige Mitarbeiter sind in der Produktion beschäftigt.  Die PEZ-Spender kommen aus China und Ungarn, die Zuckerln werden vor allem in Ungarn erzeugt. Trotzdem PEZ ist eine Weltmarke aus Traun.

Ing: Georg Sayer