Unser Schloss

Unser schönes Schloss hat eine wechselvolle Geschichte, ich will versuchen einiges davon nachzuzeichnen.

Die wehrhafte Wasserburg Traun dürfte im 11. oder 12. Jahrhundert zum Schutz der nahen Traun-Übergänge entstanden sein.

Bereits 1376 stifteten Jan von Traun und seine Ehefrau Dorothea die Schlosskapelle, geweiht der hl. Dorothea. Dieser Jan von Traun ist viel in Europa als Krieger herumgekommen und war 1362/63 auch Hauptmann des Landes ob der Enns.

Die Wohnbedürfnisse des Adels änderten sich, und der wehrhafte Charakter der Burg ging durch Umbauten im 16. Jahrhundert verloren. 

Im 16. und 17. Jahrhundert wird in der Kapelle protestantisch gepredigt. Im großen Oberösterreichischen Bauernkrieg 1626 entstanden am Schloss beträchtliche Schäden. Siegmund Adam von Traun, zuerst Protestant, dann zum Katholizismus konvertiert, musste das stark verschuldete Schloss und die Herrschaft Traun 1629 verkaufen. 35 Jahre waren die Grafen von Tilly Besitzer und erst Ernst, seit 1653 Graf von Traun, konnte 1664 das Stammschloss seiner Familie zurückkaufen. 

Etwa um 1700 wurde das Schloss, dem Geschmack der Zeit folgend, barockisiert, vielleicht vom Linzer Baumeister Johann Michael Prunner.  Die älteste bekannte Braurechnung stammt aus dem Jahr 1664. Die Brauerei und „Branntweinbrennerey“ lieferte nicht nur an Trauner Häuser, u. a. an den Hofwirt (heute Trauner Hof) sondern auch nach Linz. 1870 erwarb Josef Poschacher die Schlossbrauerei und dürfte sie einige Jahre später eingestellt haben.

Um 1800 gab es im Schlossteich eine Perlzucht.

1788 wird die Schlosskapelle zur Pfarrkirche erhoben, sie war trotz Erweiterung damals schon für Traun viel zu klein. Ein Turm wurde aufgesetzt. Mit der Fertigstellung der heutigen Stadtpfarrkirche wurde die Schlosskapelle profaniert und es wurden drei Wohnungen für Enderlin-Arbeiter eingerichtet.

Nach dem blutigen Gefecht bei Ebelsberg 1809 zwischen den Österreichern und der vordringenden französischen Armee Napoleons war im Trauner Schloss ein Lazarett der Franzosen untergebracht.

Die Revolution 1848 und der Antrag von Hans Kudlich im Reichsrat brachten das Ende der Erbuntertänigkeit und der Grundherrschaft, und das Schloss verlor an Bedeutung.

Die Firma Enderlin pachtete 1851 einen Großteil des Schlosses und errichtete Wohnungen für Mitarbeiter. Zeitweise wohnten hier 180 Personen. Auch eine Klasse der Trauner Volksschule fand hier 1882 Unterkunft. 

Schlosskapelle um 1880

Nach zahlreichen Typhus-Fällen unter den Bewohnern wurde der Schlossteich 1884 zugeschüttet, der Ziegenstall neben dem Brunnen blieb allerdings erhalten.

Beim Schloss 1940

Seit 1940 steht unser Schloss unter Denkmalschutz.Im zweiten Weltkrieg streifte ein abstürzender Bomber ein Türmchen des Herrenhauses, der Dachstuhl geriet in Brand, dieser konnte allerdings rasch gelöscht werden.

Anfang der 1960er Jahre wurden unter der tatkräftigen Hilfe von Oberlehrer Rudolf Gruber, Obmann des Heimatvereines „Schloss Traun“, zahlreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt. Unter anderen wurde der Wehrturm, angeblich im Bauernkrieg abgebrannt, wieder errichtet. Die Bewohner wurden allmählich in andere, bessere Wohnungen abgesiedelt.

Nach heftigem Parteienstreit  – „die Rattenburg muss weg“ die einen, „historisches Juwel“, die anderen – wurden endlich das Herrenhaus, der Hof und der Torflügel von der Familie Abensperg-Traun auf 99 Jahre gepachtet und die Ringmantelanlage 1997 von der Stadt Traun gekauft. Mit finanzieller Hilfe des Landes Oberösterreich und unter Aufsicht des Bundesdenkmalamtes entstand aus einer verfallenen Anlage der Stolz unserer Stadt. Bereits 1990 war das neu renovierte Herrenhaus in einem Festakt eröffnet worden.

Herrenhaus 1992

Die Schlosskapelle wurde auf Betreiben von DI Rudolf Ertl und mit viel Arbeitseinsatz von Freiwilligen, besonders erwähnt sei Herr Gernot Lederer, revitalisiert. Leider wurde ein Teil eines Schlossflügels abgerissen und durch einen modernen Flachbau, den Schönbergsaal, ersetzt.

Ing. Georg Sayer